Branchenentwicklung im Kanton Basel-Stadt

Die basel-städtischen Branchen stehen unter dem Einfluss von Megatrends wie Globalisierung oder technologischem und demografischem Wandel. Wie sich die Wirtschaftsstruktur im Kanton infolge dieser Trends verändern wird, ist ungewiss. Ein Blick auf vergangene Entwicklungen seit 2000 kann hierzu jedoch Indizien geben.

Die Globalisierung sowie der technologische und demografische Wandel sind Megatrends, die zu tiefgreifenden Veränderungen in Wirtschaft und Arbeitsmarkt des Kantons Basel-Stadt führen werden. Eine genaue Prognose zu den konkreten Auswirkungen kann zum heutigen Zeitpunkt nicht abgegeben werden. Um jedoch Indizien für die kommenden Entwicklungstendenzen zu erhalten, lohnt es sich, einen Blick auf die vergangene Branchenentwicklung im Kanton zu werfen.

Schaffung von 27‘000 Arbeitsplätzen seit 2000

Seit dem Jahr 2000 erhöhte sich die Anzahl der Jobs im Kanton Basel-Stadt von rund 167‘000 auf 194‘000. Zeitgleich wuchs die kantonale Bruttowertschöpfung im jährlichen Mittel um 4%. Entgegen der vielfach in westlichen Volkswirtschaften beobachteten Transformation der Beschäftigungsanteile vom Industriesektor hin zum Dienstleistungssektor ist im Kanton Basel-Stadt keine derartige Verschiebung zu erkennen. Die Beschäftigungsanteile blieben weitestgehend konstant bei 20% (Industriesektor) respektive 80% (Dienstleistungssektor). Diese Besonderheit ist auf die starke Präsenz der Life Sciences mit ihrer überdurchschnittlichen Produktivität zurückzuführen. Wird die branchenspezifische Wertschöpfungs- der Beschäftigungsentwicklung gegenübergestellt, können folgende Trends herausgelesen werden:

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Die Grafik zeigt das durchschnittliche Wachstum 2000 – 2017 der realen Bruttowertschöpfung und der Beschäftigung in den einzelnen Branchen im Kanton. Die Grösse der Kreise entspricht dem jeweiligen Branchenanteil an der nominalen Gesamtbruttowertschöpfung im Jahr 2017.
  • Beidseitiges, stark positives mittleres jährliches Wachstum im Bereich der Life Sciences: Diese Branche ist und bleibt der regionale Wachstumsmotor. Darüber hinaus positionieren sich ausschliesslich Branchen des Dienstleistungssektors im oberen rechten Viertel der Grafik.
  • Positive durchschnittliche Entwicklungsraten im Gesundheits- und Sozialwesen: Die Auswirkungen des demografischen Wandels zeigen sich hier bereits deutlich.
  • Positive Wachstums- und Beschäftigungsentwicklung der Branchenaggregate der freiberuflichen, wissenschaftlichen Dienstleistungen sowie der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen: Gründe dafür sind u.a. die Globalisierung und die damit zusammenhängende Intensivierung des internationalen Wettbewerbs, welche Unternehmen veranlassen, vermehrt Auslagerungen vorzunehmen. Dabei stehen Überlegungen wie Kostenreduktionen oder die Nutzung von externem Know-how im Vordergrund. Eine weitere Ursache für das Wachstum dieses Branchenaggregats ist die deutliche Zunahme der Temporärarbeit.
  • Beschäftigungsreduktion bei gleichzeitigem Wertschöpfungsgewinn im Bereich der Versicherungen und des Handels zeigen eine Produktivitätssteigerung, die ihren Ursprung u.a. im technologischen Wandel (Digitalisierung) haben dürfte.
  • Einbussen in den Branchen Baugewerbe, Finanzdienstleistungen, Verkehr und Lagerei sowie Chemische Industrie aufgrund unterschiedlichsten kurz- und langfristigen Herausforderungen: Auslagerungen, neue Geschäftsfelder aufgrund der Digitalisierung, Finanzkrise etc.

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Wachstumstreiber – die wissensintensiven Dienstleistungen

Tendenziell weisen Studien darauf hin, dass im Zuge des technologischen Wandels die Verlagerung der Beschäftigung in technologieorientierte, wissensintensive Bereiche stattfinden wird. Der Grund dafür ist, dass in diesen Bereichen mehrheitlich eine komplementäre Beziehung zwischen neuen Technologien und Mensch besteht. Hingegen wird bei wenig wissensintensiven Dienstleistungen – wo Mensch und Technologie sich eher substituieren – tendenziell von einem Rückgang der Beschäftigung ausgegangen.

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Abbildung 2 bekräftigt diese Vermutungen mit aktuellen Zahlen zum Kanton Basel-Stadt:

  • Gut die Hälfte der Beschäftigten arbeitete 2017 in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen und in Branchen der wissensintensiven Herstellung mit hohem Technologieniveau. Dabei spielt jedoch Letztere mit einem konstanten Beschäftigungsanteil von 4% eine untergeordnete Rolle.
  • Wesentlicher Beschäftigungstreiber mit einem Wachstumsbeitrag von 13% war der Bereich der wissensintensiven Dienstleistungen (z.B. Gesundheitswesen).
  • Moderate Entwicklung der wenig wissensintensiven Dienstleistungen: seit 2000 rund 900 zusätzliche Jobs (Wachstumsbeitrag gleich 1%).

Die Megatrends stehen in einer Wechselwirkung zueinander: Sie können sich intensivieren, aber auch entschärfen – mit entsprechenden ungewissen wirtschaftlichen und arbeitsmarktlichen Folgen.

Folgende Indizien für die kommenden Entwicklungstendenzen können aus der Branchenentwicklung der vergangenen Jahre hergeleitet werden: Unter dem Einfluss des technologischen und demografischen Wandels ist mit positiven Beschäftigungs- und Wertschöpfungsraten sowohl in den Life Sciences als auch in den wissensintensiven Dienstleistungsbranchen (wie dem Gesundheitswesen) zu rechnen. Gleichzeitig ist ein Beschäftigungsrückgang im Bereich der wenig wissensintensiven Dienstleistungen wahrscheinlich.

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