Erstes Forum für Basler Unternehmen

Wie weiter nach dem Corona-Krisenjahr? Genau diese Frage stellten sich Ende November vier Unternehmer*innen am ersten Forum für Basler Unternehmen.

Organisiert von der Standortförderung des AWA Basel-Stadt und moderiert von Dieter Kohler, Leiter Regionaljournal Basel von SRF, bot der Anlass eine Momentaufnahme aus dem Wirtschaftsraum Basel und dank Lehren aus der Krise einen – verhalten – positiven Ausblick auf das nächste Jahr.

Covid-19 ist auch für die Wirtschaft das dominierende Thema im Jahr 2020. Laut der aktuellsten Konjunkturprognose der BAK Economics vom November, die aufgrund der unbekannten weiteren Entwicklung der Pandemie mit grossen Unsicherheiten behaftet ist, dürfte es 2020 im Kanton Basel-Stadt zu einem Anstieg des realen BIP in Höhe von rund +1.09% kommen, gesamtschweizerisch zu einem Rückgang von –3.8%.

Laut einer Studie der UBS erweist sich die Wertschöpfung des Kantons Basel-Stadt im Vergleich zu anderen Kantonen als am meisten krisenresistent, weil sie auf eine starke Life Sciences-Branche sowie weitere, von Covid-19 wenig betroffene Grossunternehmen bauen kann. Von nahem betrachtet, sind Unternehmen und Branchen ganz unterschiedlich von der Situation betroffen und haben auch in Basel-Stadt teilweise mit grossen Herausforderungen zu kämpfen. Die Flexibilität vieler Unternehmen im Umgang mit dieser Krise ist beeindruckend.

Jens Stocker, Geschäftsführer von Bider & Tanner, der grössten unabhängigen Buchhandlung der Schweiz, musste sein Kulturhaus während des Lockdowns von einem Tag auf den anderen schliessen. Gleichzeitig erhöhte sich die Anzahl Bestellungen von Lesestoff, Musik-CDs und DVDs per Onlineshop und Telefon um das zehnfache. Flexibel wurde das Personal umdisponiert, Verkaufstresen wurden zu Packstationen und Beratungen mit Büchertipps telefonisch durchgeführt. Gerade in der Krise und in Zeiten von Onlineshopping, hätten die Kunden den persönlichen Kontakt via Telefon sehr geschätzt, so Stocker.

Marc Wannhoff, CEO von Doetsch Grether, illustrierte, wie unterschiedlich internationale Absatzmärkte von Covid-19 betroffen waren. Das traditionelle Basler Unternehmen ist spezialisiert auf Marketing und Vertrieb von Produkten im Pharma-, Over-the-counter- (OTC) und Consumer Care-Bereich. Während der Schweizer Markt kaum von Schwankungen betroffen war, zeigten die ausländischen Absatzmärkte eine viel höhere Volatilität der Nachfrage. Kundengespräche und -beratungen in digitale Kanäle zu verlagern und die internationalen Lieferketten sicher zu stellen, waren weitere grosse Herausforderungen für die Firma.

Mit Problemen aufgrund der teilweise geschlossenen Grenzen war auch Valérie Demenga, Geschäftsführerin der Demenga Glas AG konfrontiert. Die 125-jährige Glaserei hat Wurzeln im Elsass, und zu Beginn der Pandemie schien die Einreise von Mitarbeitenden, die im benachbarten Ausland wohnen, unsicher. "Solch eine Situation gab es seit dem Krieg nicht mehr", so Demenga. Aber bekanntlich blieben die Grenzen für Grenzgänger stets offen. Und selbst für den Fall einer Grenzschliessung hätte Demenga auf Plan B und bei Ausfällen auf ein Netzwerk von temporären Arbeitskräften zurückgreifen können. Stolz ist Demenga auf die Flexibilität, mit der das Unternehmen die Krise gemeistert hat.

Während Demenga Glas als Glaserei keine Home-Office-Möglichkeiten anbieten kann, stellte die ICT-Firma Adobe Basel bereits im März 2020 vollkommen auf Home-Office um. Diese firmenweite Policy wird gemäss Lukas Ryf, Site Leader in Basel, voraussichtlich noch bis Juli 2021 gelten. Ryf verantwortet von Basel aus die gesamte adobe.com-Plattform. Vor kurzem wurden ein alljährlicher Adobe-Kongress für Kunden und Partner vollkommen digital durchgeführt - mit über 600'000 Teilnehmenden weltweit, weit mehr als an den physischen Kongress angereist wären. Dennoch erschwere die Arbeit aus dem Home-Office langfristig, neue Mitarbeiter in die Firmenkultur einzuführen und gemeinsam kreativ zu sein, so Ryf.

Auch wenn die vier Firmenvertreter*innen des Forums ganz unterschiedliche Branchen und Firmengrössen repräsentierten, zeigte die Paneldiskussion gemeinsame Themen auf, die für alle im Vordergrund standen. Neben der absoluten Priorität der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden stand die Kundenbeziehung stets im Zentrum. Demenga: "Man muss flexibel sein und alles für seine Kunden tun." Das bedeutet, dass man auch mal selber Ware beim Lieferanten abholt, wenn grad kein Spediteur frei ist.

Unter den Teilnehmenden des Forums herrschte Einigkeit, dass digitale Werkzeuge zur Kundenansprache, Mitarbeiterkoordination und zum kreativen Austausch ihren Wert haben. Klar ist für sie aber auch, dass der persönliche Kontakt und die Kommunikation zu Mitarbeitenden, Kunden und Lieferanten auch in Zukunft zentral bleiben wird. So blicken die vier Unternehmen vorsichtig optimistisch auf das kommende Jahr, auch wenn jedes Unternehmen weiterhin Flexibilität wahren und Umsicht walten lassen muss.

Ziel dieses ersten Forums für Basler Unternehmen war es, den Austausch zwischen Firmen, aber auch mit der öffentlichen Verwaltung in herausfordernden Zeiten weiter zu stärken und offene Kommunikationskanäle zu schaffen. In diesem Geist plant das Team der Standortförderung Basel-Stadt auch im Jahr 2021 aktiv den Kontakt zu Basler Firmen zu pflegen und die Unternehmen weiterhin mit Beratungen und spezifischen Dienstleistungen zu unterstützen. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme – kommen Sie einfach auf uns zu!